Piè Veloce Brux Cascade Ca' del Brado
Mit Bier hat man Italien bisher kaum in Verbindung gebracht. Wozu auch, wenn hier das Glück als Traube an der Rebe hängt. Doch einen Steinwurf von Bologna entfernt will man das ändern: Hier braut Ca’ del Brado ein unfassbar gutes Bier. Und das mit einer wilden Helferin aus Belgien
- Land
- Italien
- Style
- American Wild Ale
- Hopfen
- American, Cascade
- ABV
- 7.4 %
- IBU
- 27
Es gibt Lebensmittel, die brauchen Zeit, um ihr volles Potential zu entfalten. Ein guter Wein etwa, der mit jedem Jahr der Lagerung besser wird, gereifter Käse oder Schinken. Bier aber ist meist in wenigen Wochen trinkfertig. Doch es gibt auch hier Sorten, bei denen Geduld und Muße angesagt sind. Für spontan vergorene Biere werden wilde Hefen genutzt, und bei denen kann niemand vorhersagen, wie lange sie arbeiten werden. Die Natur gibt hier das Tempo vor – und bestimmt am Ende auch, wie gut das Produkt sein wird.
Das Piè Veloce Brux Cascade wird mit einem solchen wilden Pilz vergoren: einem isolierten Bruxellensis-Stamm der eher für belgische Lambics bekannten Brettanomyces-Hefe. Ebenso hat man noch Brettanomyces lambicus beigegeben, die einen eher würzigen Charakter hat. Gestopft wurde die limitierte Variante des Piè Veloce Brux Brett Ale mit Cascade, wie der Name es schon erahnen lässt.
Ein Wild Ale mit Brettanomyces-Hefen ist kein Produkt für die Masse. Den einen ist es zu „funky“, den anderen zu unzugänglich. Denn das Spektrum eines wilden Ales kann schnell zu groß und komplex werden. Beim Piè Veloce Brux Cascade scheinen die Italiener allerdings den Schlüssel zur perfekten Balance gefunden zu haben. Der Cascade-Hopfen schwingt mit seiner Zitrusnote perfekt mit der Würze der Hefe. Das florale, aber ungestüme Bouquet des Hopfens klatscht allerdings zu Beginn wie eine flache Hand ins Gesicht. Erst mit der Zeit entwickelt sich hier aus der Wildheit ein harmonischer Körper der beinahe schwindelig macht. Es ist erstaunlich, wie sich dieses Bier mit der Zeit im Glas entwickelt. Achterbahnfahrt auf LSD mit anschließendem Händchenhalten am Strand bei Sonnenuntergang. Deshalb ist es auch schwer bis unmöglich, das Brux Cascade nach nur einem Schluck zu beurteilen.
Die Langsamkeit steckt schon im Namen
Bei Ca’ del Brado reifen die Biere ausschließlich in Weinfässern aus Holz. Dabei werden stets wilde Hefen für die Fermentierung verwendet. Ein Umstand, der die Brauer nicht taggenau planen lässt und viel Geduld erfordert. Es kommt sogar vor, dass für die Reifung Jahre vergehen. Ein für belgische Braustile nicht unüblicher Prozess. Eilig haben es die vier Herren der Brauerei eh nicht. Das sich Zeit lassen ist sogar deren Credo, das sie im Namen verewigt haben: so kommt „brado“ nach deren Definition unter anderem von „bradus“, griechisch für „langsam“. Dass das Piè Veloce im Vergleich gerade mal zwei Monate Reifung hinter sich hat, macht es fast zum Zwickel, einem Jungbier. Dass „del brado“ zudem auf italienisch „aus der Wildnis“ bedeutet, macht den Namen endgültig zum Konzept.
Wer in den Genuss eines Ca’ del Brado kommen möchte, muss entweder eine kleine Reise antreten, oder Freunde in Italien haben. Denn der Versand beschränkt sich bisher auf den heimischen Raum. Wer aber eh einen Trip nach Bologna plant (was übrigens jeder mal getan haben sollte), der sollte sein Glück bei „Beer 4 Bunnies“ versuchen. Dort gibt es eine feine Auswahl lokaler Brauereien.