Pohjala – Sajand, Flasche – Thumbnail Pohjala – Sajand, Flasche
Baltic Porter

Sajand (Cellar Series) Põhjala

Gebraut zur hundertjährigen Unabhängigkeit Estlands, in Cognac- und Bourbon-Fässern gereift – mit dem Sajand kommt ein zauberhaftes Stück Baltikum ins Glas: ein Porter, das seinesgleichen sucht. Doch auch wenn das Wachssiegel dazu verleitet, das Bier noch eine Weile zu lagern: allzu lange sollte die Flasche nicht im Keller stehen.

Land
Estland
Style
Rye Baltic Porter
ABV
12.3 %
IBU
40
Fässer
Cognac, Bourbon

Tallinn ist definitiv einen Besuch wert. Nicht nur wegen des bunten Stadtbildes, in dem sich russische Zwiebeltürme mit bunten Häuschen im skandinavischen Stil mischen. Oder wegen des putzigen Flughafens, den man von der Hauptstraße weder sieht noch hört. Die estnische Hauptstadt ist zudem Heimat der mittlerweile weltweit bekannten Brauerei Põhjala, die in Tallin jährlich das „Tallinn Craft Beer Weekend“ organisiert. Ein Festival, das auf die Bucket List eines jeden Bier-Nerd gehört.

In der baltischen Großstadt, die bis vor 100 Jahren noch Reval hieß, muss vor allem etwas besonderes im Grundwasser sein. Denn was die estnische Brauerei um Gründer und Braumeister Chris Pilkington im High-Gravity*-Sektor abliefert, ist teilweise nicht mehr normal. Besonders die „Cellar Series“ überzeugt immer wieder durch Kreationen, die bei RateBeer an der 100er-Marke kratzen.

Beim Einschenken gibt dieses Porter einen Vorgeschmack ab, der sofort entzückt. Es ist perfekt karbonisiert und der Schaum verwandelt sich von einem dünnen, weißen Bettlaken schnell in eine rotbraune Wolldecke. In die Nase steigt ein Aroma, das etwas an eine Chocolaterie erinnert. Und obwohl ein Baltic Porter in der Regel etwas schroffer daherkommt, wirkt das Sajand schon optisch wie ein weicher Schokoladenbonbon, den das Kind durch das Schaufenster anhimmelt.

Im Mund macht sich das Porter direkt breit und berührt jede Geschmacksknospe der Zunge. Ein schöner Körper, richtig was zum Anpacken. Und die Freude währt lange, da jeder Schluck eine gefühlte Ewigkeit nachklingt. Schnell fällt auf, dass das Sajand äußert geradlinig ist. Keine Störungen, die 12.4 % ABV vielleicht erwarten lassen. Doch genau dieser rundet das Bier nur ab und dominiert es nicht. Dieses Porter ist noch nicht mal sonderlich komplex. Das will es auch gar nicht sein, was es wiederum authentisch macht.

Besser wirds nicht

Bevor dieses Bier abgefüllt wurde, lagerte es noch eine Weile in zwei Fässern: Cognac und Bourbon. Zusätzlich wurden noch Eichenholzwürfel zugegeben, die in Vana Tallinn, einem in Estland beliebten Likör, getränkt wurden. Allein das hätte das Sajand zu einer wuchtigen Schelle machen müssen. Wie Põhjala es dennoch geschafft hat, ein so weiches und rundes Getränk zu kreieren, bleibt wohl deren Geheimnis.

Porter und Stouts mit einem hohen Alkoholgehalt bieten sich häufig zum Lagern an. Jahrgänge sind nicht nur den Weinen vorbehalten, sondern finden sich vor allem bei diesen Bierstilen an. Doch wie gut soll ein perfektes Bier noch werden? Kann eine Kugel noch runder werden? Noch gibt es darauf keine Antwort, da das Sajand erst seit Anfang 2018 auf dem Markt ist. Vielleicht wird es anders, vielleicht auch schlechter und vielleicht werden aus einhundert Prozent doch noch 101%. Wer auf Nummer sicher gehen will, macht es wie der kleinen Michael in der bekannten Bonbon-Werbung aus den 90ern: „Einen musste ich ihm immer sofort geben, die anderen in die Tüte packen.“ Terviseks! 

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