Sunturnbrew (2012) Nøgne Ø
Ab und zu lohnt es sich, ein Bier im Kühlschrank zu vergessen. Sogar über Jahre hinweg und über das Haltbarkeitsdatum hinaus. Mit etwas Glück entwickelt sich dann aus einem totgeglaubten Rauchbier eine wahre Schöhnheit. Wie der Phönix aus der Asche
- Land
- Norwegen
- Style
- Barley Wine
- ABV
- 11 %
- IBU
- 50
- Stammwürze
- 26° P
Eine norwegische Legende besagt, dass am 21. Dezember, dem kürzesten Tag des Jahres, sich die Sonne dreht. Eine Annahme, die sich dort seit hartnäckig Jahrhunderten hält und heute natürlich mit skandinavischem Humor gesehen wird. Was die Nordlichter allerdings nicht davon abhält, dieses Ereignis weiterhin zu feiern. Als Hommage an diese Dickköpfigkeit braut Nøgne Ø jedes Jahr in dieser Nacht das Sunturnbrew, ein rauchiges Barley Wine. Empfohlen wird dieses Bier zum Lagerfeuer mit Freunden. Doch mit dem Öffnen der Flasche sollte man sich Zeit lassen. Viel Zeit.
Wer schon mal in den Genuss eines frischen Sunturnbrew von Nøgne Ø gekommen ist, wird eine klare Meinung dazu gehabt haben: entweder eine gute oder eine richtig beschissene. Denn polarisiert Rauchbier an sich schon genug, gehen bei diesem Exemplar die Meinungen weit auseinander. Die einen schätzen die feinen Lakritznoten und den Malzkörper, den anderen ist es zu rauchig und zerfahren. Egal wird dieses Bier zumindest niemanden sein, der es probiert.
Mit einem ABV von 11 % besitzt dieser Barley Wine genug Alkohol, um es mal eine Weile in Ruhe zu lassen. Und mit einer Weile sind mehrere Jahre gemeint. Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist mit fünf Jahren angegeben und diese Zeit sollte man dem Rauchbier auch geben. Denn in diesem Zeitraum wächst zusammen, was zusammen gehört. Der Pflastergeschmack, den manche bei der frischen Version wahrnehmen, verschwindet. Das torfige Aroma kratzt nicht mehr, sondern schmiegt sich jetzt um den malzigen Körper wie die hungrige Katze um das Bein ihres Besitzers. Alles wirkt nun viel ausgewogener und differenzierter. Der Störenfried hat sich beruhigt und hat sich zu einem unaufgeregten Zeitgenossen entwickelt.
Dieses Bier passt gut zu: Black Metal
Harmlos oder gar gefällig wird dieses Bier allerdings nicht. Natürlich passt das Raucharoma zum Lagerfeuer mit knisternder Glut und Funkenflug. Es steckt aber noch etwas mystisches in diesem Gebräu. Verschneite Wälder, brennende Kirchen (ist ja auch irgendwie ein Lagerfeuer), Corpse Paint. Das Sunturnbrew hat eben auch etwas schroffes und liebloses, dass es kracht im Gebälk. Dieses Bier passt gut zu Black Metal, Polarlichtern und Trollweitwurf. Abbath würde es lieben.
Wer mit dem nordischen Mythos und antichristlicher Musik nicht viel anfangen kann, wird trotzdem genügend Assoziationen aufbringen können. Und wenn es der Chesterfield-Sessel vor dem Kamin im schottischen Cottage ist. Torf, Malz und feine Aromen haben bekanntlich nicht nur in der Bierwelt ihre Freunde.